Inklusive Fansozialarbeit

Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden

Im Januar des Kalenderjahres 2021 entstand erstmals die Idee, Inklusion in unserer Fanprojektarbeit mitzudenken. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Zum einen fordern nationale Gesetze und internationale Konventionen nicht erst seit gestern Inklusion. Artikel 3 des Grundgesetztes wurde 1994 um den Satz „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“ ergänzt. Das Behindertengleichstellungsgesetz trat 2002 in Deutschland mit dem Ziel in Kraft, „die Benachteiligung von Menschen mit Behinderungen zu beseitigen und zu verhindern sowie ihre gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu gewährleisten und ihnen eine selbstbestimmte Lebensführung zu ermöglichen.“

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz fordert seit 2006, „Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen“. Und nicht zuletzt die UN-Behindertenrechtskonvention, die Deutschland 2007 unterzeichnet hat, fordert „den vollen und gleichberechtigten Genuss aller Menschenrechte und Grundfreiheiten durch alle Menschen mit Behinderungen zu fördern, zu schützen und zu gewährleisten und die Achtung der ihnen innewohnenden Würde zu fördern.“

Zum anderen ist es abseits dieser gesetzlichen Forderungen zudem so, dass die Soziale Arbeit mit Fußballfans sich am Individuum in seiner Gesamtheit orientiert und nicht nur am Fußballfan, wie er oder sie am Spieltag auftritt. Die Lebenswelt der Adressat:innen, deren Belange, Bedürfnisse, Probleme sowie Bedarfe werden ganzheitlich und nicht nur am Wochenende betrachtet. Unsere Arbeit ist dabei von den Konzepten der „Bedürfnis- und Lebensweltorientierung“ geprägt. Aus dieser Betrachtungsweise heraus ist es uns eine Herzensangelegenheit, inklusive Fanarbeit in unser Angebotsrepertoire mit aufzunehmen und sie als eine weitere Säule in der Sozialen Arbeit mit Fußballfans wahrzunehmen.
Konkrete Maßnahmen, die wir bereits jetzt im Blick haben, sind u. a. inklusive Auswärtsfahrten für und mit Menschen mit & ohne Behinderung, die Einstellung einer spezialisierten Fachkraft sowie die Einbindung von Gebärdensprachdolmetscher:innen bei Veranstaltungen und barrierearmen Zugängen zu eben diesen. Mit Hilfe bspw. eines inklusiven Beirats möchten wir partizipativ sowohl unsere Angebote überprüfen als auch regelmäßig und kontinuierlich wertvollen Input von beeinträchtigten Menschen einholen.

Darüber hinaus wird durch intensive Netzwerkarbeit der Kontakt zu verschiedenen Einrichtungen, die als Ansprechpartner für Menschen mit Beeinträchtigung gelten, hergestellt. Damit wollen wir unsere Angebote bspw. nicht nur verschiedenen Werkstätten, Werkstatträten und (ambulanten) Wohngruppen zur Verfügung stellen, sondern auch Menschen zum Breitensport Fußball, zum VfB und nicht zuletzt zu den Angeboten des VfB Fanprojekts bewegen, die aufgrund der bisherigen Barrieren nicht am gesellschaftlichen Phänomen Fußball teilhaben konnten.

Denn Zielgruppe sind schlussendlich alle Fußballfans – insbesondere VfB-Interessierte – die aufgrund irgendeiner Beeinträchtigung von Angeboten der Fanarbeit exkludiert sind oder deren Bedarfe aufgrund ihrer Einschränkungen und den Barrieren der Gesellschaft nicht gedeckt werden.

Die Aktion Mensch setzt sich dafür ein, dass Menschen mit und ohne Behinderung ganz selbstverständlich zusammen lernen, wohnen, arbeiten und leben. Um dieses Ziel zu erreichen, fördert die Aktion Mensch jeden Monat bis zu 1.000 Projekte entlang der Lebensbereiche Mobilität, Freizeit, Bildung und Persönlichkeitsstärkung, Arbeit und Wohnen. Die Förderung kann dabei vom barrierefreien Umbau eines Tennisplatzes über die Unterstützung von Integrationsbetrieben bis hin zu inklusiven Freizeitaktivitäten vielfältige Maßnahmen umfassen.
Möglich machen diese Förderung die rund vier Millionen Menschen, die an der Soziallotterie teilnehmen. Als größte private Förderorganisation im sozialen Bereich in Deutschland fördert die Aktion Mensch Projekte, die die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung, Kindern und Jugendlichen verbessern und das selbstverständliche Miteinander in der Gesellschaft fördern.
Doch was genau bedeutet eigentlich Inklusion? Inklusion kann in einem Satz erklärt werden: Inklusion bedeutet, dass alle Menschen die gleichen Chancen haben, also jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört. Oder anders: Inklusion ist, wenn alle mitmachen dürfen. Egal wie die Person aussieht, welche Sprache sie spricht oder ob sie eine Behinderung hat. Wenn jeder Mensch überall dabei sein kann, am Arbeitsplatz, beim Wohnen oder in der Freizeit: Das ist Inklusion. Gemeinsam verschieden sein.

Wenn alle Menschen dabei sein können, ist es normal verschieden zu sein. Jeder Mensch soll so akzeptiert werden, wie er oder sie ist. Und: Jeder Mensch hat das Recht darauf, dabei zu sein. Denn in der UN-Behindertenrechtskonvention ist das Recht auf Inklusion festgeschrieben. Bis wir allerdings tatsächlich in einer inklusiven Gesellschaft leben, ist noch ein weiter Weg zu gehen. Denn so einfach das Ganze an sich manchmal klingen mag, in der Umsetzung gibt es viele Kleinigkeiten zu beachten und bspw. auch finanzielle Hürden zu überwinden. Doch entsprechend des ehrenamtlichen Projekts „Einfach Macher“ des Württembergischen Landessportbunds (WLSB), bei dem Menschen mit und ohne Beeinträchtigung im Tandem-Duo Sportvereine unserer Region für inklusive Angebote zu begeistern versuchen, lautet unsere Devise ebenso: Einfach machen! Peu a peu unsere Gesellschaft inklusiver gestalten! In den vergangenen zwei Jahren haben wir mehrere inkludierende & inklusive Auswärtsfahrten auf die Beine gestellt oder Veranstaltungen mit Gebärdensprachdolmetschenden und an barrierearmen Orten stattfinden lassen. Als erste Versuche können diese inklusiven Vorstöße durchaus als gelungen bezeichnet werden, sodass wir nun auf dieser Erfahrung aufbauen und im kommenden Jahr weitere Veranstaltungen & Auswärtsfahrten inklusiv gestalten werden. Nach und nach möchten wir in der inklusiven Fanarbeit mehr & mehr Fuß fassen, unsere Angebote und Veranstaltungen entsprechend erweitern und bestenfalls sogar als Leuchtturmprojekt anderen Fanprojekt-Standorten ein Vorbild sein.

Falls Sie Input oder Kritik haben oder aber beim nächsten Mal einfach dabei sein möchten, melden Sie sich gerne jederzeit über unsere „Social-Media“ Kanäle oder kontaktieren Sie uns mit Hilfe unserer E-Mail oder den mobilen Dienstnummern, die im Kapitel „Team“ auf Seite 7 zu finden sind.

Unser Mitarbeiter Florian Güntert ist hierfür seit September 2023 hauptverantwortlich und unter der Telefonnummer 0176/4875948 oder per Mail florian.guentert@vfb-fanprojekt.de zu erreichen.